In der aktuellen Renaissance der alten Obstsorten hat die Quitte definitiv den edelsten und wertvollsten Status. Vermutlich wurde die Quitte bereits vor 6 000 Jahren kultiviert und insbesondere von den Griechen und Römern wegen der vielfältigen kulinarischen Möglichkeiten und auch der Heilwirkung geschätzt.
Der östliche Kaukasus und der Transkaukasus war die ursprüngliche Heimat der Quitte. Erste Nachweise über die kultivierte Quitte aus dem Kaukasusgebiet reichen 4 000 Jahre zurück. Eine schon lang zurückliegende Population in Syrien, Afghanistan oder der Türkei könnte durch Menschen entstanden sein. Der Anbau in Mitteleuropa erfolgte erst seit dem 9. Jahrhundert und war bis zum 19. Jahrhundert sehr beliebt, bis die symbolträchtige Quitte von Äpfeln und Birnen verdrängt wurde, weil die Verabreitungsweise einfacher und weniger kraftaufwendig war.
Quitte, die heilige Frucht der Aphrodite
Eine
bedeutende Rolle spielt die Quitte in der griechischen Mythologie. Als Frucht
der Liebesgöttin galt die gelbe Frucht als Symbol für Liebe, Glück und
Fruchtbarkeit und war obendrein auch noch heilig. Zur Familie der Rosengewächse
gehörend, nennt man sie im deutschsprachigen Raum auch Schmeckbirne, Kido oder
Kütte.
Es wird gemunkelt, dass der Apfel, den Paris der schönen Helena
überreichte, eine Quitte gewesen sei. Und schon Plinius (ein römischer
Gelehrter, geb. 23 oder 24 n. Chr.) erwähnte zwei Quittensorten (Apfel- und
Birnenquitte), die noch auf einem Wandbild im Pompeji zu sehen sind.
Quittes niedrige Standortansprüche
Die Quitte ist eine sehr genügsame Frucht und benötigt nicht besonders viel Platz. Das Obstbäumchen ist ein sehr niedriges und wächst zudem sehr langsam. Am liebsten ist dem alten Obstbaum ein warmes Plätzchen mit trockenen und nährstoffreichen Boden… nasse Füße mag der Quittenbaum überhaupt gar nicht. In Europa passiert der Anbau eher im südlichen Bereich, aber vereinzelt wird auch im mitteleuropäischen Raum erwerbsmässig gewirtschaftet und sogar in Wien wird ausserhalb der üblichen Hausgärten angebaut.
Die Quitte wird ab Anfang Oktober bis zu Frostbeginn geerntet. Es wir darauf geachtet, dass die Quitte so lange wie möglich am Baum gelassen wird, denn je länger gereift desto aromatischer der Geschmack.
Die Heilwirkung der Quitte ist umfassend. Eingesetzt wird die Quitte als Mus oder Saft gegen Bronchitis, Halsschmerzen, Husten, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Verdauungsbeschwerden und Unruhe. Aufgrund des hohen Fruchtsäure und Gerbstoffgehalts nutzte bereits Hippokrates die Frucht als blutstillendes Mittel. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind zum Beispiel Zink und Vitamin C. Ein Tee von getrockneten Quittenstückchen kann Wunder wirken und findet insbesondere in der Ayurvedischen Heilkunst ihre Anwendung.
Quittes Küchenrenaissance
Viele wissen mit der steinharten Frucht oftmals nichts anzufangen, dabei kann man aus der sehr aromatischen und säuerlichen Frucht unzählige Gerichte zubereiten. Nur frisch vom Baum ist die Frucht der Götter eher ungenießbar. Die hauptsächliche Verwendung ist das Quittengelee, da der hohe Gehalt an Pektin perfekt für diese Art der Verarbeitung ist. Des weitere findet sich die Quitte in Chutneys, Marmelade, Kompott, Mus oder Saft. Das säuerliche Aroma harmoniert aber auch mit pikanten Gerichten und kann hervorragend mit Äpfeln, Birnen oder Beeren kombiniert werden.
Quitten halten gekühlt und luftig gelagert gut 8 Wochen – bei zu langer Lagerung wird die Frucht innen leicht bräunlich.
Einmal verliebt in die Quitte, lässt sie einen nicht mehr los. Die magische Ausstrahlung mit ihrer urigen Form und dem Duft verleitet zu manch leidenschaftlichen Kochstunden mit der vergessenen Köstlichkeit.
Foto Jochen Russmann (www.tykefilms.at)