Als unabhängiger Verein kämpfen Die BiowirtInnen seit Jahren um die Umsetzung der verpflichtende Biozertifizierung in der Gastronomie bzw. Außer-Haus-Verpflegung und um die Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln und wir meinen, es wäre hoch an der Zeit… unser Brief an Herrn Anschober:
Sehr geehrte Herr Minister Anschober,
wir wenden uns heute mit zwei Anliegen an Sie.
1. Verpflichtende Biozertifizierung auch in der Gastronomie und
2. Kennzeichnung von Lebensmitteln nach Haltungsform und nicht nur nach Herkunft.
Ad 1.
Es gibt derzeit keine gesetzliche Verpflichtung, dass sich Gastronomie und Hotellerie zertifizieren und kontrollieren lassen muss.
Dies hat zur Folge, dass leider auch immer mehr „Trittbrettfahrer“ am Markt auftauchen, die BIO zwar ausloben (teilweise sogar im Unternehmensnamen führen), jedoch bei genauerem Hinsehen oftmals hauptsächlich konventionelle Produkte in den Verkehr bringen. Das führt zu massiven Wettbewerbsverzerrungen und Irritationen bzw. Vertrauensverlust bei Konsumenten und stellt keine solide Basis für den Ausbau dieses Marktsegments dar.
Es werden hier in dieser Situation ehrliche Betriebe massiv wirtschaftlich durch eine Regelungslücke geschädigt. Unter dem Deckmäntelchen „Bio“ werden lustig und flott konventionelle Produkte verkauft. Nicht nur stellt dies eine massive Konsumententäuschung dar, sondern auch eine gewaltige Wettbewerbsverzerrung zu unseren Lasten!
Es handelt sich hier um keine zusätzliche bürokratische Hürde, da sich jeder Betrieb freiwillig entscheidet, ob er biologische Lebensmittel in die Speisekarte aufnimmt oder nicht. Wenn er aber biologische Lebensmittel bewirbt, dann sollte er dies auch im Sinne des Verbraucherschutzes und der Wettbewerbsehrlichkeit dokumentieren müssen und sich einer Kontrolle unterziehen müssen.
Ad 2.
Die aktuelle Pandemie zeigt für die Bereiche Gastronomie und
Außerhausverpflegung eindrücklich, dass die Branche der Biogastronomen und Bio- Hoteliers im Branchenvergleich bislang sehr viel resilienter und stabiler durch die Krise gekommen ist. Es ist augenscheinlich, dass ein Effekt der Krise die verstärkte
Hinwendung der Gesellschaft zur Nachhaltigkeit und regionalen, umweltgerechten Produkten und Angeboten ist, der BIO stärkt!
Aufgrund zahlreicher Medienberichte bzgl. der geplanten Herkunftskennzeichnung von tierischen Lebensmitteln bitten wir um Auskunft darüber, ob bei dieser Kennzeichnung auch differenziert werden wird zwischen Herkunft und HALTUNGösterreichischer Nutztiere?
Eine verständliche und transparente Kennzeichnung von Lebensmitteln, angelehnt an die erfolgreiche Deklaration von Hühnereiern (gegliedert in Stufen 0-3), könnte rasch umgesetzt werden.
So werden die KonsumentInnen nicht nur über die regionale Herkunft von Milch und Fleisch, sondern auch über die HALTUNG der Tiere aufgeklärt. Im Sinne der Produktwahrheit ist das auch der Wunsch der KonsumentInnen, wie das Tierschutz- Volksbegehren mit knapp 420.000 Unterschriften nahelegt.
Bio-Lebensmittel unterliegen verpflichtenden, strengen Kontrollen über die gesamte Wertschöpfungskette. Es ist daher widersinnig, dass durch einen blinden Fleck im Bereich der Gastronomie ein Transparenz-Manko entsteht, in dem im Prinzip Greenwashing betrieben werden kann.
Als Gastronomen sind wir unseren Gästen Transparenz schuldig. Daher braucht es neben einer geplanten Herkunftszertifizierung eine verpflichtende Zertifizierung durch staatlich akkreditierte Kontrollstellen nicht nur beim Erzeuger – wie das die EU-Bio-Verordnung vorsieht – sondern auch in der Gastronomie und Hotellerie.
Seit Jahrzehnten weist das AMA Gütesiegel österreichische Ware aus, daran sind jedoch keine verbesserten Haltungskriterien für Tiere gebunden. DAS muss sich endlich ändern.
Gerne sind wir hier als Verein der österreichischen BiowirtInnen, die sich seit Jahren für die Erhöhung des Bioanteils und Verbesserung einer transparenten Herkunft in der Gastronomie einsetzt, bereit, bei entsprechender Umsetzung mitzuwirken.
Mit der Bitte um Antwort und Ersuchen um einen Gesprächstermin verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
Gerold Hubmer, Vorstand